Cannstatter Volksfestzeitung 2025

Die Initialzündung für den Cannstatter Volksfestverein kam1994 – damals durch dieAnregung des damaligenVerkehrsdirektors Peer-Uli Faerber. Die Idee: Das Volksfest wieder stärker in Tradition, Geschichte und lokaler Identität zu verankern. Mitstreiter wie der Cannstatter Heimatforscher Hans-Otto Stroheker, Schaustellerpräsident Willi Stamer, FestwirtWolfgang Lochmann, SDR-Moderator und Stadtrat GünterWillmann, Dr. A. Hermann (Volksbank), Festwirt WalterWeitmann, Bauunternehmer Karl-Heinz Rahmoder Lothar Breitkreuz vomVeranstalter des Volksfesteswaren schnell gefunden – undmittendrin: Robert Kauderer. Oder besser gesagt: vorneweg. Der frisch gegründete Verein startetemit 38Mitgliedern – und einemklaren Ziel, das Kauderer immer wieder betonte: „Mir müsset die Tradition hochhalte – neben demganze Kommerz!“ Kein Vorsitzender – ein Vormarschierer Robert Kauderer wurde gleich zumVorsitzenden gewählt – und das neben seiner Aufgabe als damaliger Oberkübler des Cannstatter Traditionvereins Kübelesmarkt. Seine Motivation? Nicht das Rampenlicht, sondern derWunsch, Tradition sichtbar zumachen und mit Leben zu füllen. Allen voran: die Fruchtsäule, das Herzstück des Volksfests. Nicht nur optisch, sondern auch symbolisch. Mit viel Eigeninitiative, Sponsorenkontakten sowie einem feinen Sinn für Geschichte verhalf Kauderer ihr zu neuer Strahlkraft – inklusive symbolträchtiger Kanne, die in der volksfestlosen Zeit den Sockel der Fruchtsäule schmückt. Finanziert durch 10.000 Euro an Steuergeldern. Der Umzug wird zur Marke Ein Meilenstein war 1995 das 150. Cannstatter Volksfest mit einem großen Umzug, den schon damals Kauderers jetziger Nachfolger Wulf Wager inhaltlich organisierte und zusammenstellte. Damals war klar: Der Volksfestverein hat nicht nur Ideen, sondern auch Umsetzungsstärke. 1997 organisierte der Verein erstmals eigenständig den historischen Festumzug – mit wenig Budget, aber viel Idealismus. „Wir machen das in Cannstatt!“ lautete das Motto – und daraus wurde ein Ereignis, das jährlich 100.000 bis 200.000 Besucher entlang der Strecke begeistert sowie zudem bis zu 500.000 Zuschauer vor den Fernsehbildschirmen erreicht. Die Mischung aus Landwirtschaft, Trachten, Bürgerwehren und regionaler Kultur wurde zur unverwechselbaren Handschrift des Cannstatter Umzugs – einem farbenfrohen Spiegel schwäbischer Kultur. Möglichmacher mit schwäbischer Seele Robert Kauderer (90) war nie nur Funktionär. Er war Organisator, Netzwerker, Ideenlieferant, Menschenbegeisterer – und das mit schwäbischem Charme, Pragmatismus und echter Leidenschaft. Für die Vereinsutensilien beschaffte er ein Grundstück in der Haldenstraße. Das wurde aber schnell zu klein. Ein neues in der Sichelstraße wurde erworben und ist nun bereit für den Neubau der großen Wagen-Halle. Doch sein größtes Talent war der Umgang mit Menschen: „Ich weiß nicht, wie du es gemacht hast – aber du konntest Leute für alles motivieren“, heißt es in der Laudatio. Vom Flyer-Verteilen bis zur Fruchtsäule – bei Kauderer zogen alle an einem Strang – und zwar in dieselbe Richtung. Herausforderungen? Nie allein Finanzielle Engpässe, steigende Kosten, rückläufige Spenden – die 30 Jahre waren nicht immer einfach. „Die Stadt war a bissle mager“, sagte Kauderer einmal augenzwinkernd über die Zuschüsse. Doch er ließ sich nie entmutigen. Mit Kreativität, Überzeugungskraft sowie einem unerschütterlichen Traditionsbewusstsein hielt er Kurs. Oder wie er selbst sagte: „Mit dem Umzug haben wir eine Marke geschaffen, an der kommt jetzt keiner mehr vorbei!“ Ein verdienter Ehrenvorsitz – und ein vielversprechender Nachfolger Mit demAbschied von Robert Kauderer endet eine Ära. Der Cannstatter Volksfestverein hat ihn daher zumEhrenvorsitzenden ernannt – als Zeichen tiefster Dankbarkeit für drei Jahrzehnte Engagement, Elan und Empathie. Die Nachfolge trittWulf Wager an – kein Unbekannter. Als langjähriger Gestalter des historischen Festumzugs sowie Initiator des HistorischenVolksfestes bringt er Erfahrung, Herzblut und kreative Ideenmit. Der Verein bleibt also in guten Händen – mit einemneuen Kapitän auf einem traditionsreichen Kurs. Robert Kauderer geht – aber er bleibt. Als Gesicht des Volksfestvereins. Als Möglichmacher. Als Dirigent der schwäbischen Seele. Oder wieWulfWager es in seiner Abschiedsrede sagte: „Du hast demCannstatter Volksfest nicht nur ein Gesicht gegeben, sondern auch einen Takt – und ein Lächeln.“ Auf gute Traditionen. Und eine lebendige Zukunft. Text: Karl Krügle Foto: Thomas Niedermüller Mir bringad Glanz in's Ländle! www.arta.de · kauderer@arta.de +49 711 955911-0 Cannstatter Volksfestzeitung 2025 35

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